Presse: Schachtel Zigaretten ab Dezember wieder 30 Cent teurer

Hersteller wollen nächste Steuerrunde auf Raucher abwälzen

Für eine Schachtel Zigaretten müssen Raucher in Deutschland bald offenbar noch einmal 30 Cent mehr bezahlen. Angesichts der nächsten Steuerrunde sei eine solche Preiserhöhung zum 1. Dezember "realistisch", sagte der Geschäftsführer des Verbands der Cigarettenindustrie (VdC), Ernst Brückner, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP in Berlin. Wie die "Bild"-Zeitung berichtete, soll etwa eine Standardpackung des Marktführers "Marlboro" am Automaten dann nur noch 20 statt bisher 22 Zigaretten erhalten. Am Kiosk würde die Packung mit 19 Glimmstängeln dann 3,90 Euro statt derzeit 3,60 Euro kosten. Die Hersteller wollten dies zunächst nicht bestätigen.

VdC-Geschäftsführer Ernst Brückner verteidigte die anstehende Preiserhöhung als "gebotene Maßnahme". Bei einem Aufschlag von 30 Cent pro Packung entfielen bei einer 19-Stück-Schachtel fast 27 Cent auf die höhere Tabak- und Mehrwertsteuer. Angesichts der Steuererhöhungen rechne die Branche in diesem Jahr mit einem weiteren Absatzminus von mindestens zehn Prozent, sagte Brückner: "Die Steuerschraube ist deutlich überdreht." Mehr als drei Viertel des Preises gingen inzwischen an den Fiskus, betonte der VdC-Geschäftsführer.

Die Verbraucher rauchten wegen der höheren Preise nicht weniger, sondern wichen auf "billigere Alternativprodukte" aus, sagte Brückner weiter. Davon profitierten etwa die billigeren Eigenmarken der Handelsketten, der weniger besteuerte Feinschnitt, so genannte Sticks zum selbst Zusammenstecken oder illegale Schmuggelware aus Osteuropa. Trotz der Tabaksteuererhöhung sei deshalb in diesem Jahr auch nicht mit höheren Steuereinnahmen zu rechnen.

Den genauen Umfang der Preiserhöhung wollten die Hersteller auf Anfrage nicht bestätigen. Zunächst müssten die Auswirkungen der jüngsten Preiserhöhungen im März sowie die Folgen der Grenzöffnung nach der EU-Osterweiterung abgewartet werden, sagte ein Sprecher von British American Tobacco (BAT), die als Nummer zwei in Deutschland etwa "Lucky Strike", "Pall Mall", "HB", und "Gauloises Blondes" vertreibt. Jeder Hersteller werde aber versuchen müssen, die höheren Steuern an die Verbraucher weiterzugeben. Ein Sprecher von Reemtsma ("West", "Peter Stuyvesant", "Cabinet") sagte, bislang lägen keine konkreten Planungen vor. Bereits in der Vergangenheit habe Reemtsma aber höhere Steuern "sehr flexibel" auf die verschiedenen Marken umgelegt; zudem seien nicht alle Steuererhöhungen in vollem Umfang an die Verbraucher weitergegeben worden.

Erst bei der jüngsten Steuererhöhung zum 1. März waren die Preise für eine Schachtel im Schnitt um 40 Cent gestiegen. Die nächste Steuerrunde ist zum 1. Dezember fällig; am 1. September 2005 werden dann noch einmal 1,2 Cent Steuer pro Zigarette aufgeschlagen. Mit den von der Bundesregierung erhofften Mehreinnahmen sollen die Gesundheitsreform und versicherungsfremde Leistungen der Krankenkassen wie etwa das Mutterschaftsgeld bezahlt werden.



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